Cyanotypie

blau machen

Die Cyanotypie, oder Eisenblaudruck, ist ein altes fotografisches Edeldruckverfahren, welches von Sir John Herschel, einem Naturwissenschaftler, im Jahre 1842 erfunden wurde und dabei Begriffe wie die Fotografie, das Negativ und das Positiv prägte. Bei der Cyanotypie wird eine Oberfläche mit einer lichtsensiblen Flüssigkeit beschichtet, getrocknet und den UV Strahlen des Sonnenlichts ausgesetzt. Flächen, die unbelichtet bleiben sollen, werden bedeckt. Nach der Belichtungszeit wird durch das Auswaschen des Druckerzeugnisses das Bild entwickelt.

Anna Atkins (1799-1871) setzte die Cyanotypie ein, um Pflanzen möglichst naturnah abzubilden. Sie war eine englische Illustratorin und Naturwissenschaftlerin, die das Verfahren verwendete, um Blätter und Blüten von Pflanzen fotografisch zu dokumentieren. Sie veröffentlichte sogar das erste Buch, dessen Bilder mithilfe eines fotografischen Verfahrens erstellt wurde. Allerdings geschah dies weitgehend unbemerkt. Das Cyanografie-Verfahren war realistischeren Prozessen unterlegen, auch wurde die ungewöhnliche Farbe der Darstellungen als gewöhnungsbedürftig empfunden. Erst im 20. Jahrhundert wurde Atkins und ihre Arbeiten wiederentdeckt und sie als erste Fotografin gewürdigt.

Ich selber bin im letzten Jahr auf diese Technik gestoßen, als ich mich eigentlich mit dem Siebdruck auseinander setzten wollte. Es war Sommer, die Sonne schien einigermaßen zuverlässig und so habe ich mich anstatt in eine Dunkelkammer, in die Natur begeben. Natürlich hat nicht alles auf Anhieb geklappt, das Mischungsverhältnis der Chemie will genau beachtet und die unterschiedlichen Angaben aus dem Internet geprüft werden. Auch die Belichtungszeit variierte, verschiedene Materialien ergeben unterschiedliche Nuancen und beim Entwickeln passiert noch so einiges Unerwartetes. Lustigerweise habe ich die intensivsten Blautöne im anschließenden Winter erzielt- und das in Norddeutschland während den Wolkenlücken. Das war genau das Richtige für mich! Ausprobieren, lernen, kurz verzweifeln weil es eigentlich so leicht aussieht und doch nicht funktionieren mag, die Technik erlernen und mit ihr tanzen. Viele Spaziergänge dienten fortan auch dem Ziel, interessante Gräser, Beeren oder Zweige zu suchen und auch am Strand wurde ich fündig. Dabei bin ich geblieben, ein kurzer Ausflug in die Belichtung mit Negativfolien von eigenen Fotos war mir zu clean und vorhersehbar. Die organischen und transparenten Ergebnisse der Pflanzen mit ihren weichen Verläufen gefallen mir besser.

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